„Estrongo Nachama Preis 2014“ geht an Michael Blumenthal
Der Preisträger für den „Estrongo Nachama Preis für Toleranz und Zivilcourage 2014“ der Berliner Stiftung Meridian steht fest: Es ist der frühere US-Finanzminister W. Michael Blumenthal, der seit 1997 Direktor des Jüdischen Museums Berlin ist. Der 88-Jährige wird für sein Engagement bei der Aufarbeitung des Holocaust, für seinen Beitrag zur Entwicklung des deutsch- jüdischen Dialogs und insbesondere für die von ihm initiierten pädagogischen Maßnahmen bei der Vermittlung der Inhalte des Jüdischen Museums an Besucher mit Migrationshintergrund geehrt. Die Verleihung findet im Rahmen einer Festveranstaltung am 05. Mai statt. Der 4. Mai ist der Geburtstag des Namensgebers der Auszeichnung, des ehemaligen jüdischen Oberkantors Estrongo Nachama, der sich zeitlebens unermüdlich für Toleranz und Zivilcourage einsetzte und schon zu Lebzeiten ein gesellschaftliches Vorbild war.
Einstimmige Wahl
Das Kuratorium der Stiftung unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Andreas Nachama, Vorstandsmitglied der Stiftung Meridian, hat den Kosmopoliten und Wissenschaftler Michael Blumenthal einstimmig gewählt: „Michael Blumenthals Aufarbeitungsarbeit der deutsch-jüdischen Vergangenheit als Autor ist vorbildhaft und beispiellos. Seine Tätigkeit als Museumsdirektor hier in Berlin ist höchst ehrenhaft. Dank ihm wurde in der deutschen Hauptstadt ein eigenständiges Jüdisches Museum errichtet, das nicht nur für die Aufklärung über den Holocaust unverzichtbar geworden ist. Es ist auch eine Begegnungsstätte der Akzeptanz und Toleranz, die einen wichtigen Beitrag zur Integrationspolitik bei der Vermittlung von deutscher Geschichte an Jungendliche mit Migrationshintergrund leistet“, begründet Prof. Dr. Nachama die Wahl.
Große Verdienste
Seit 1997 ist Blumenthal Direktor des Jüdischen Museums Berlin, das sich nicht nur mit der Vergangenheit der Berliner Juden, sondern mit der gesamten deutsch-jüdischen Geschichte befasst. 1998 veröffentlichte er das Buch »Die unsichtbare Mauer: Die dreihundertjährige Geschichte einer deutsch-jüdischen Familie«, in dem er sich intensiv mit der Vergangenheit der deutschen Juden auseinandersetzte. Der Autor, Wirtschaftsprofessor und Manager ist Mitglied des American Jewish Commitee in Berlin und des International Rescue Committee. Neben diesen Tätigkeiten ist er Kuratoriumsmitglied der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Mitglied im Council on Foreign Relations.
Die Auszeichnung mit dem „Estrongo Nachama Preis“ reiht sich würdig in die Reihe zahlreicher internationaler Ehrungen für Michael Blumenthal ein. Für seine Verdienste erhielt er unter anderem das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, den Verdienstorden des Landes Berlin, in New York die Leo Baeck-Medaille sowie die Goethe-Medaille und zuletzt den Heinz-Galinski-Preis. 2010 veröffentlichte er seine Memoiren »In achtzig Jahren um die Welt. Mein Leben«.
W. Michael Blumenthal wurde 1926 in Oranienburg bei Berlin geboren. Drei Jahre später zog seine Familie nach Berlin. 1938 wurde sein Vater nach Buchenwald verschleppt und dort sechs Wochen gefangen gehalten. Nach seiner Freilassung konnte die Familie 1939 nach Shanghai flüchten. Knapp zehn Jahre später wanderte Blumenthal nach Amerika aus und besitzt seit 1952 die US- amerikanische Staatsbürgerschaft. Seine politische Laufbahn begann er in den 60er Jahren. Zu dieser Zeit beriet Blumenthal im Außenministerium die Präsidenten Kennedy und Johnson in Handelsfragen, bevor er 1977 unter der Präsidentschaft von Jimmy Carter zwei Jahre als US-Finanzminister tätig war.
Ein paar Eindrücke der Preisverleihung finden Sie in unserer Bildergalerie: